Im August 1968 marschierten Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei ein. Sie schlugen den Versuch der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei nach Demokratisierung und Liberalisierung gewaltsam nieder. Der Oberschüler Toni Krahl wollte am 25.08.1968 eine Soldiaritätsdemonstration vor der Botschaft der Sowjetunion in Ost-Berlin organisieren. Angesichts der hohen Polizeipräsenz wurde diese abgebrochen. Am 14.09.1968 wurde Toni Krahl dennoch verhaftet. Eine Nachbarin hatte die Stasi auf ihn aufmerksam gemacht. Er wurde tagelang immer wieder verhört, ebenso wurden seine Familie, Freunde und Bekannte befragt. Aufgrund der vom Gericht festgestellten „Diskriminierung der Hilfs- und Sicherungsmaßnahmen der verbündeten sozialistischen Staaten“ wurde Krahl zunächst zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt, durfte aber nach drei Monaten die Haftanstalt auf Bewährung verlassen. Der archivierte Untersuchungsvorgang 9381/73 dokumentiert die Ermittlungen der Stasi bis zur Verhaftung und vor allem die immer wieder geführten Verhöre mit Toni Krahl und anderen Personen.
Wenige Jahre später bekam der Vorgang neue Brisanz: Als Sänger der populären Band „City“ war Krahl ab 1978 Reisekader der DDR und befand sich damit erneut im Blick der Stasi.

Aktendeckel des Band 1 des Archivierten Untersuchungsvorgangs zu Toni Krahl. Laufzeit 1968 bis 1979. Umfang 2 Bände, 584 Seiten.
Quelle: BArch, MfS, AU. 9381/73 Band 1.