Im Juli 1983 verpflichtete Olaf Graßnickel sich als Spitzel für die Staatssicherheit.
Er sollte unter anderem innerhalb der Punkbewegung Ost-Berlins aktiv sein und von dort Informationen zu Konzerten, Aktivitäten und Mitgliedern der Punkszene liefern.
In den 1980er Jahren war die Punkszene der DDR fest im Blick der Staatssicherheit. Fans der Musik, Konzertgänger oder Mitglieder von Bands innerhalb der Subkultur: Sie alle wurden von der Geheimpolizei als Gefahr für die öffentliche Ordnung angesehen. Ihr Auftreten, Kleidung und Frisuren galten in der Öffentlichkeit als provokant.
Punks waren in den Augen der Stasi sogenannte „negativ-dekadente Jugendliche“. Da keine Kontrolle durch die Geheimpolizei möglich war, versuchte sie eine gezielte Unterwanderung der Szene.
Olaf Graßnickel wählte für seinen IM-Tätigkeit den Decknamen „Alu“, den er 1986 in „Franz“ änderte.
„Alu“ hatte viele Kontakte in der Punkszene, besaß eine Auto und konnte jederzeit über die Grenze und dort einen guten Freund und Punker in West-Berlin besuchen. Durch einen Unfall einige Jahre zuvor galt er als Invalide und hatte somit eine Reiseerlaubnis.
Viele dieser Berichte flossen auch in den Operativen Vorgang „Fanzine“ zu diesem Bekannten ein, der sich ebenfalls in der Beispielaktensammlung befindet.
Bis ins Jahr 1988 war der IM, nun mit Namen „Franz“, im Einsatz. Dann endet der Vorgang. Es findet sich kein Dokument, das explizit beschreibt, welche konkreten Anlässe oder Gründe die Stasi hatte, „Franz“ aus ihren Diensten zu entlassen. Aber vor allem mit dem Informationsfluss von seinem Westkontakt zeigte sich die Stasi sehr unzufrieden.

Aktendeckel des IM-Vorgangs „Alu“, BArch, MfS, BV Berlin, AIM, Nr. 5770/88. Laufzeit 1982–1988
Umfang: 2 Bände, 434 Blatt.
Quelle: BArch, MfS, BV Berlin, AIM, Nr. 5770/88.